"Vandalen haben meine Farbe verschüttet. Die Kollektion ist Hinüber!"
Seit geraumer Zeit teile ich mir das Atelier mit dem verstorben Maler Gustave Courbet, einem ruhigen und unauffälligen Zeitgenossen. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich zwischen uns ein freundschaftliches „Miteinander“ entwickelt. Seine Arbeiten widmen sich der Kunst und ich konzentriere mich auf Design. Häufig kommt es zu Interaktionen und gegenseitiger Inspiration. Wir sind somit der, zumindest teilweise lebende Beweis dafür, dass es zwischen Kunst und Design zu Annäherungen, Überlagerungen und gegenseitiger Befruchtung kommen kann. Getrübt wird die Zweisamkeit lediglich davon, dass er seit 1877 seinen Anteil an der Miete nicht mehr überweist. Leider konnte ich Ihn darauf nicht ansprechen, er ist ja schließlicht tot...
Wie bei allem, haben wir uns natürlich auch beim ersten Rucksack viel Mühe gegeben. Entwickelt wurde ein Produkt welches, wie sollte es auch anders sein, höchsten Ansprüchen gerecht geworden ist. Ich könnte jetzt natürlich erwähnen, dass hinsichtlich der Verarbeitungsqualität und der Materialauswahl bei Hinüber keine Kompromisse gemacht werden. Ebenso könnte ich darauf hinweisen, dass das eingesetzte Leder biologisch mit Farbstoffen auf Gemüsebasis gefärbt wird und das wir grundsätzlich auf einen hohen sozialen und ökologischen Standard achten. Dies tue ich aber bewusst nicht, so wirkt es auf mich immer etwas aufgesetzt, wenn diese Umstände, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, von vielen Herstellern plakativ präsentiert werden um sich moralisch über andere zu erheben.
Wie auch immer. Als die ersten Rucksäcke bei uns eintrafen, waren wir begeistert. Die Verarbeitung war super und die Optik war auch genau so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Bis zu diesem Zeitpunkt lief alles zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Am Wochenende nach der Lieferung gab es dann einem radikalen Vorfall. Vandalen sind in unser Atelier eingedrungen und haben die Farben von Gustave verschüttet. Ob dies nun eine gezielte Gräueltat gegen den immerhin bereits 1877 verstorbenen Maler war, oder wir zufällig zum Opfer geworden sind, bleibt unklar. Eins hingegen ist sicher, hätte Gustave zu dem Zeitpunkt noch gelebt und sehen müssen, dass die ganzen Rucksäcke in der teuren Öko-Tex 100 zertifizierten Farbe stehen, so wäre er verzweifelt gewesen wie auf seinem Selbstporträt von 1845 (siehe oben).
Im ersten Moment haben wir gedacht: „Die Rucksäcke sind Hinüber, die können wir alle wegschmeißen“. Je länger wir sie dann aber betrachtet haben, desto besser haben sie uns gefallen. Die Böden der Rucksäcke hatten sich mit Farbe vollgesogen. Dies ergab einen interessanten Kontrast zu der Farbe vom Stoff. Zusätzlich wirkte die Farbbeschichtung wasser- und schmutzabweisend.
Hinüber, ja sicher, aber wegschmeißen? Auf keinen Fall! Sind wir ehrlich zu uns selbst, so waren die Rucksäcke in Ihrem ursprünglichen Zustand ein gutes und qualitativ hochwertiges Standardprodukt. Dieses konnten die Vandalen und Gustave mit einem unbewussten Beitrag gestalterisch aufwerten. Ein schönes Beispiel, wie aus einem destruktiven Prozess etwas neues und Besseres entsteht.
Dies war die die Geburtsstunde der "Gustave Courbet" Modelle, die sich durch die farbige Schutzbeschichtung am Boden auszeichnen und auf Grund Ihrer Entstehungsgeschichte so gut zu dem Namen des Designers passen der hinter der Marke steht: Stefan Hinüber!
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